Isoflavone (Phytoestrogene) aus Soja beeinflussen Forschung
Pflanzliche Substanzen mit einem estrogenähnlichen Wirkpotential werden als „Phyto-Estrogene“ bezeichnet. Die in der Sojapflanze enthaltenen Isoflavone zählen zu den bedeutendsten, da sie u.a. mit hohen und stark schwankenden Anteilen in den „traditionellen Futterrezepturen“ zu finden sind.
Phytoestrogene beeinflussen das durch 17 b -Estradiol gesteuerte Geschehen. Durch ihre sowohl agonistische als auch antagonistische Wirkung sind Auswirkungen auf viele Forschungsprojekte schwer abschätzbar. Weltweite Organisationen und Institutionen haben bereits nachhaltig reagiert.
In der 41. Ausgabe der Laboratory Animals (2007, 1-18) wurde von der ehemaligen FELASA Präsidentin Prof. Merel Ritskes-Hoitinga ein Artikel über den potentiellen Einfluss von Isoflavonen aus Soja (hier die Phytoestrogene Genistein u. Daidzein) publiziert. Schwerpunkt der Betrachtung sind Tiermodelle im Bereich Reproduktion, Skelettsystem, Zentrales Nervensystem und Krebsgeschehen.
Aus der Zusammenfassung ergeben sich folgende wichtige Kernsätze:
- Traditionelle, sojabasierte Versuchstierfutter enthalten teilweise erhebliche Gehalte an Isoflavone (bis >500 mg IF/kg Futter).
- Die Gehalte an Isoflavonen sind von Charge zu Charge stark schwankend.
- Isoflavone können Studien maßgeblich beeinträchtigen; sichere Höchstgrenzen lassen sich nicht festlegen.
- Bei signifikanten Sojagehalten soll der Isoflavongehalt pro Charge überwacht werden, um Daten rückblickend bewerten zu können.
- Sojafreie Standardfuttermittel mit extrem niedrigen Isoflavonwerten sind verfügbar.
Isoflavongehalte in Versuchstierfutter
Die traditionellen VT-Futter enthalten teilweise hohe Isoflavon / Phytoestrogen Belastungen.
Diese werden durch hohe Einmischquoten von Soja hervorgerufen:
Vertreiber | Produkt | Anzahl | TGE [mg/kg] | Bemerkung |
Altromin | 1324 | 5 | 230-560 | ca. 20% Soja |
Charles River | CFR1 | 6 | 170-310 | |
Mucedola | GLP4RF25 | 1 | 360 | |
NHI | NHI 31 | 2 | 90-100 | 5% Soja |
PMI | 5001 | 4 | 350-500 | |
Provimi Kliba | 1 | 210 | ||
SAFE | 2 | 120-180 | ||
SDS | RM1 | 4 | 100-200 | |
ssniff | RM-H | 4 | 330-450 | ca. 20% Soja |
Teklad | 2016 | 1 | 10 | sojafrei |
Teklad | 2018 | 2 | 150-230 | ca. 10% Soja |
TGE: Total Genistein Equivalent, berechnet aus den Gehalten an Genistein, Daidzein und Coumestrol
OECD Validation, 2003, EHP Vol 111, No 12
Jensen M.N., Ritskes-Hoitinga M., How isoflavone levels in common rodent diets can interfere with the value of animal models and with experimental results; Laboratory Animals, 2007, 41, 1-18,
Den herausragenden Stellenwert dieser Thematik in wissenschaftlichen Kreisen belegt eine Umfrage des Ernährungsausschusses der GV-SOLAS 2006 (Rang 2). Die „DFG - Senatskommission zur Beurteilung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Lebensmitteln“ (SKLM) verweist in einer Stellungnahme zu „Isoflavone als Phytoestrogene in Nahrungsergänzungsmitteln“ (Nov. 2006) auf signifikante Effekte in Tiermodellen (hier Onkologie, Schilddrüse). Im Bereich Standardtests hat die OECD bereits mit der Festlegung von Höchstwerten reagiert.
Die weiterführende Literatur ist zahlreich - hier eine kleine Auswahl an Übersichtsreferaten:
COT Report 2003 - Phytoestrogens and Health (ca. 430 Seiten)
http://cot.food.gov.uk/sites/default/files/cot/phytoreport0503.pdf
ILAR Journal Vol 45(4), 2004 (ca. 100 Seiten) - Animal Models and Experimental Design Considerations For Endocrine Disruptor Research and Testing
http://ilarjournal.oxfordjournals.org/content/45/4.toc
Jensen M.N. and Ritskes-Hoitinga, M, 2007, How isoflavone levels in common rodent diets can interfere with the value of animal models and with experimental results, Laboratory Animals (2007) 41, 1–18;
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17234046